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Sonja Schurig • 30. September 2020
Das Gelbkörperhormon

Progesteron
ist eines unserer wichtigsten Geschlechtshormone. Während die meisten Estrogene und Testosteron kennen, gehört Progesteron zu den eher unbekannten Hormonen.
Wie die anderen Geschlechtshormone wird das Progesteron im Körper aus Cholesterin hergestellt. Progesteron ist ein fettlösliches
Hormon. Es wird in der Nebennierenrinde hergestellt und in größeren Mengen vom Gelbkörper gebildet. In der Schwangerschaft entsteht in der Plazenta viel davon.
Rezeptoren für Progesteron hat der Körper in unterschiedlichen Geweben, zum Beispiel in der Gebärmutter, an den Eierstöcken, im Gehirn und in den Knochen.
Das Wort Progesteron kommt aus dem Lateinischen "pro"
und "gestare", was so viel bedeutet wie "für das Tragen". Progesteron steigt in der Schwangerschaft, also wenn wir ein Kind tragen, stark an. Die Werte sind dann bis zu 200 mal höher als sonst.
In unserer fruchtbaren Zeit, also durchschnittlich im Alter von 18-35 Jahren, bestimmt das Progesteron zusammen mit dem Estradiol
unseren weiblichen Zyklus. Während Estradiol die erste Zyklushälfte dominiert, steigt das Progesteron in der zweiten Zyklushälfte, also nach dem Eisprung, an. Die beiden Hormone arbeiten Hand in Hand, manchmal auch gegeneinander. Ich stelle sie mir manchmal vor wie Kinder auf einer Wippe.
Progesteronmangel
Wenn in einem Zyklus kein Eisprung stattfindet, wird kein Gelbkörper gebildet (der Gelbkörper entsteht aus der Follikelhülle der Eizelle nach dem Eisprung). Und wenn kein Gelbkörper da ist, kann er auch kein Progesteron bilden. So kann es zu Progesteronmangel kommen. Dieser Mangel kann absolut sein; das Progesteron kann aber auch im Verhältnis zum Estradiol zu gering sein. Das natürliche Gleichgewicht der beiden Hormone Estradiol und Progesteron ist dann gestört.
Progesteron entfaltet eigene Wirkungen
an den dafür vorgesehenen Progesteronrezeptoren bestimmter Zellen, aber es wird auch in andere Hormone weiterverwandelt, die Wichtigsten: Estrogene und Testosteron!
Progesteron arbeitet dafür, dass wir ein Kind tragen können, es möchte also eine Schwangerschaft ermöglichen und stabilisieren. Aus dieser Funktion lassen sich viele seiner Wirkungen ableiten, z.B. hemmt es die unwillkürlichen Muskelbewegungen der Gebärmutter, aber auch des Darms. Es fördert die Wasserausscheidung. Außerdem verbessert es unsere Stresstoleranz und unsere Stimmung; es wirkt wie ein natürliches Antidepressivum.
Fehlt es, zeigen sich entsprechende Mangelerscheinungen, wie zum Beispiel PMS
(z.B. Stimmungsschwankungen, Wassereinlagerungen, Bauchbeschwerden), Wassereinlagerungen, Brustspannen, Schlafprobleme, Ängstlichkeit
...
Progesteronmangel und Stress
Progesteron wird unter anderem in der Nebennniere gebildet. Dort entsteht auch unser "Stresshormon", das Cortisol. Beide Hormone entstehen aus dem Cholesterin. Bei großem Stress möchte der Körper vorrangig Cortisol herstellen, um die stressige Zeit gut zu überstehen. Die Nebenniere hat dadurch entsprechend weniger die Möglichkeit, Progesteron herzustellen.
Quelle:
Burmester, Sabine. Natürliche Hormone. Toptype, Hofheim, 2018.