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Sonja Schurig • Nov. 09, 2021

Was will uns unsere Haut zu verstehen geben?

Was ist Akne? Wie entsteht sie?


Akne wird allgemein als Hauterkrankung wahrgenommen. Und das ist sie ja auch. Auch: Denn durch ein Zuviel an Androgenen (sogenannten männlichen Hormonen) wird die Talgproduktion der Hautzellen angeregt, und die Poren können verstopfen. Kommen dann noch Bakterien oder Schmutzpartikel hinzu, entstehen leicht Entzündungen. Diese nehmen wir an Stirn, Nase, Kinn, Dekolleté oder auf dem Rücken als Hautunreinheiten wahr, als Pickel oder Eiterpusteln.


Wer ist betroffen?


Oft sind Jugendliche von der Erkrankung betroffen, denn ihr Hormonhaushalt verändert sich während der Pubertät. Fast alle Jugendlichen in den Industrieländern leiden unter Akne, in unterschiedlichen Schweregraden. Etwa 40 % so schwer, dass sie nach Behandlungen suchen.


Während der Körper mit dem Einpendeln in ein neues hormonelles und seelisches Gleichgewicht beschäftigt ist, zeigt sich auf der Oberfläche, der Haut, häufig ein Durcheinander. Die "Haut sei der Spiegel der Seele" hören wir oft. Zur allgemeinen Verunsicherung durch das Erwachsenwerden gesellen sich dann nicht selten Fragen nach Schönheit und Selbstwert.


Bei den meisten Menschen ist die Zeit der Hautunreinheiten ab etwa Ende 20 abgeschlossen. Aber circa 25 % leiden weiterhin unter Pickeln und Mitessern, das heißt, es sind durchaus auch viele Erwachsene betroffen.


Was steckt dahinter?


Während die Akne hauptsächlich als Hauterkrankung wahrgenommen wird, steckt mehr dahinter. Die Hormone, ja. Aber nicht so, wie wir uns das denken, jedenfalls nicht nur. Es ist nicht nur einfach das Hormonungleichgewicht der Jugendjahre.

Eine Rolle spielt außerdem ganz zuvorderst der Stress, sowie außerdem die Ernährung.


Haben wir Stress, wird das Hormon Cortisol produziert. Es lässt den Blutzuckerspiegel ansteigen, woraufhin Insulin ausgeschüttet wird. Insulin wiederum fördert den Anstieg der Androgene (die die Talgproduktion fördern). Es lässt außerdem körpereigene Stoffe ansteigen, die das Zellwachstum beschleunigen und so ebenfalls zur Bildung von Akneherden und chronischen Entzündungen ganz allgemein beitragen.


Auch Nahrungsmittel mit einer hohen glykämischen Last, die also stark kohlenhydrat- und zuckerhaltig sind, lassen den Insulinspiegel im Blut schnell und hoch ansteigen (Zuckerhaltiges, Weißmehlprodukte). Mit den gleichen Folgen (Anstieg der Androgene, mehr Talg, mehr Zellwachstum und chronische Entzündungen) für die Haut und weiteren ungünstigen Entwicklungen, Stichwort "Diabetes".


Daneben gibt es Nahrungsmittel, wie zum Beispiel Milch und Milchprodukte, Koffein oder Histaminhaltiges, die nicht gut oder nur in bestimmten Mengen vertragen werden. Auch hier lohnt es sich, am besten mithilfe eines Ernährungstagebuchs, genauer hinzusehen.


Der Darm


Die Nahrungsmittel, die wir zu uns nehmen, bestimmen stark mit, wie sich unsere Darmmikrobiota zusammensetzt, das heißt, welche Bakterien (gute oder schlechte) sich in unserem Darm aufhalten. Und sehr häufig finden sich bei Menschen, die unter Akne leiden, auch Darm- und Verdauungssymptome. Wenn unser Darm nicht in Ordnung ist, können Giftstoffe leicht in die Blutbahn gelangen und halten das Immunsystem auf Trab. Der Körper möchte alle Stoffe, die ihm nicht guttun, loswerden und nutzt dazu die Entgiftungsorgane Leber und Nieren - und eben auch die Haut.


Was können wir tun?


"Die Hormone sind schuld - da kann man nichts machen", ist eine gängige Meinung. Viele meinen, höchstens  Salben oder eine bestimmte Art der Reinigung würden gegen Akne helfen.


Es stimmt, dass eine sanfte Hauthygiene wichtig ist, und wir können wir noch eine Menge mehr selbst tun. Wir können uns auf Ursachensuche begeben. Wir können Stress ausmachen und ihn reduzieren. Wir können üben, Erwartungen und Druck wahrzunehmen und darauf in einer Weise zu reagieren, die uns guttut. Vielen Menschen hilft es, eine Entspannungstechnik zu lernen, zum Beispiel Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Autogenes Training oder den X-Prozess nach Luschas.


Und wir können gezielt herausfinden, welche Nahrung zu uns passt und uns so jeden Tag aufs Neue mehrfach Gutes tun.


Fazit


Es stimmt: Hautunreinheiten plagen uns häufig in Zeiten des hormonellen Wandels: In der Pubertät, nach einer Schwangerschaft, wenn wir die Pille absetzen, während der Wechseljahre oder auch in Zeiten von Dauerstress. Die Haut ist unsere Grenze zum Außen. Und die Haut zeigt uns in diesen Zeiten besonders, wenn wir über unsere Grenzen gehen. Sie bittet uns, mehr auf uns zu achten.


Wenn wir Pickel und Mitesser als Zeichen begreifen, als Mitteilungen an uns, sind wir nicht hilflos; wir können eine Menge tun, um unseren Körper in turbulenten Phasen besonders zu unterstützen und uns wohl in unserer Haut zu fühlen.


Quellen und weitere Informationen:



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Worterklärung "Disruptor" kommt vom lateinischen disrumpere "unterbrechen, stören"; "endokrin" ist die wissenschaftliche Bezeichnung für "auf das Hormonsystem bezogen". Was ist die Definition für endokrine Disruptoren? Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) definiert endokrine Disruptoren als Substanzen, die von außen in das System von Menschen oder Tieren gelangen und in die Funktion ihres Hormonsystems eingreifen. In den Körper gelangt, entfalten diese Substanzen ungünstige gesundheitliche Wirkungen in einem Organismus oder dessen Nachkommen. Die Ärztin Dr. Christina Ari drückt es so aus: "Sobald hormonaktive Substanzen gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen, nennt man sie endokrine Disruptoren." Wo finden sich endokrine Disruptoren? Die WHO hat bisher etwa 800 Stoffe als hormonell wirksam eingestuft. Sie finden sich in Weichmachern in Kunststoffen, in bestimmten medizinischen Wirkstoffen oder UV-Filtern. In Schädlingsbekämpfungsmitteln oder Kosmetika. Außerdem werden in Abwässern teilweise Rückstände der Anti-Baby-Pille oder von Hormonersatztherapien nachgewiesen. Schon sehr kleine Mengen dieser Substanzen können Wirkungen an menschlichen oder tierischen Organismen hervorrufen. Durch Studien konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass sich die Geschlechtsorgane von Fischen verändert haben, die Klärwerkabflüssen ausgesetzt waren. Wie wirken endokrine Disruptoren? Endokrine Disruptoren oder Umwelthormone sind winzige Partikel und können über die Haut, die Nahrung, das Trinkwasser oder die Atemluft in unsere Körper gelangen. Dort besetzen sie Hormonrezeptoren und können dadurch die körpereigenen Hormonwirkungen sowohl blockieren als auch befördern. Was können wir tun, um endokrine Disruptoren zu vermeiden? In der ökologischen Landwirtschaft dürfen keine synthetischen Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt werden. Bio-Produkte sind dadurch generell weniger belastet. Eine gute Idee ist es, Lebensmittel, wann immer möglich, ohne Plastikverpackung zu kaufen. Wer Kunststoffe kauft, kann auf "PVC-frei" achten. Dadurch fallen bestimmte Weichmacher weg. Beim Kauf von Kosmetika kann man sich an der kostenlosen App ToxFox des BUND orientieren. Durch Scannen von Strichcodes kann man im Laden schon vor dem Kauf erkennen, ob ein Produkt hormonell wirksame Substanzen enthält. Quellenangaben: Flemmer, Andrea: Endokrine Disruptoren. Umwelthormone mit schädlicher Wirkung auf Mensch und Tier. In Natur und Heilen 11/2020, S. 13-23. https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/chemie/kosmetik-check_studie.pdf https://www.ugb.de/forschung-studien/edokrine-disruptoren-hormone-aus-der-umwelt/
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